Was können Sie als Eltern tun, um Ihr Kind bei der Berufswahl zu unterstützen?
Ein Blick in die eigene Vergangenheit
Wenn Sie Ihr Kind unterstützen ist ein kritischer Blick in die eigene Vergangenheit sehr wichtig. Denn jeder, der (beruflich) andere Menschen berät, sollte seine eigenen Muster, seine eigenen Werte, seine Interessen kennen um so die eigenen blinden Flecken so klein wie möglich zu halten. Deswegen, bevor Sie Ihrem Kind mit Rat und Tat zur Seite stehen:
Denken Sie einmal an Ihre eigene Berufswahl zurück:
- Wer hat Sie damals beeinflusst?
- Was war Ihnen selbst wichtig?
- Wie haben Sie Ihre Entscheidung getroffen?
Erinnern Sie sich an Ihren bisherigen beruflichen Werdegang!
- Haben Sie eine „lückenlose“ Karriere?
- Haben Sie Ihre Stellen gewechselt?
- Welche Erfahrungen haben Sie mit Kollegen und Vorgesetzten gemacht?
- Haben Sie schnell eine (neue) Stelle gefunden oder mussten Sie lange suchen und waren vielleicht auch eine längere Zeit auf Arbeitslosengeld angewiesen?
Je nachdem, wie Sie damals entschieden haben, welche Werte Sie verfolgt haben und von welchen Interessen Sie gelenkt waren – beeinflussen diese Ihr Denken und Handeln möglicherweise auch heute noch. Natürlich hat auch Ihr beruflicher Werdegang und all die damit verbundenen Erfahrungen Einfluss auf Ihr Denken und Handeln.
Wichtig ist, dass Sie sich dessen bewusst sind, denn Ihre Empfehlungen an Ihr Kind werden darauf basieren – und möglicherweise nicht die sein, die Ihrem Kind wichtig sind sondern Ihnen.
Am besten du machst etwas, wo du später viel Geld verdienst!
Natürlich liegt Ihnen als Mutter oder Vater die Sicherheit Ihres Kindes am Herzen, gerade auch die finanzielle Sicherheit und da spielt Geld eine wichtige Rolle. Für viele Jugendliche liegt genau da die Crux – denn einerseits möchten sie etwas machen, dass Ihnen Spaß bereitet – andererseits möchten sie „viel Geld“ verdienen. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind seine Interessen nicht vernachlässigt. Denn wenn Ihr Kind seinen Interessen folgt, dann ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass es auf ein erfülltes Berufsleben zusteuert.
Praktische Hinweise
Das wichtigste: Hören Sie Ihrem Kind zu.
Welche Wünsche äußert ihre Tochter, ihr Sohn? Welche Berufe interessiert Ihr Kind? Wo liegen die Interessen, Stärken und die Talente Ihres Kindes? Und was gefällt Ihrem Kind überhaupt nicht?
Bewerten Sie nicht! Fragen Sie nach!
Vielleicht kommt Ihnen die ein oder andere Idee verrückt Ihres Kindes verrückt vor. Oder Sie sind der Meinung, dass Ihr Kind später keinen Job in dem Beruf findet.
Wie dem auch sei: Bewerten Sie den Berufswunsch nicht sondern fragen Sie nach, was genau Ihr Kind daran spannend und interessant findet und was sich Ihr Kind von dem Berufsweg erhofft. Unterstützen Sie Ihr Kind viel mehr weitere Informationen und Einsichten in den Berufsweg zu finden.
Wenn Sie bewerten oder sogar abwerten, dann bezieht Sie Ihr Kind vielleicht im weiteren Prozess nicht mehr ein.
Fragen Sie Ihr Kind und andere.
Befragen Sie Ihr Kind, befragen Sie verschiedene Lehrer, Trainer und die Freunde, wo die Stärken und Interessen Ihres Kindes aus deren Sicht liegen und welcher Beruf aus der Sicht der anderen gut passen würde. Jeder erlebt Ihr Kind in unterschiedlichen Situationen und kennt Seiten, die für die Berufswahl durchaus von Interesse sind. Ihren Kindern rate ich dies auch, um so ein 360°-Feedback zu erhalten und mehr über sich zu lernen.
Unterstützen Sie!
Nehmen Sie sich Zeit und helfen Sie bei der Suche nach Informationen über einen Beruf.
Fahren Sie mit Ihrem Kind zu Berufsmessen, zu Informations- oder Karrieretagen
Stellen Sie wenn möglich Kontakte her, so dass Ihr Kind aus erster Hand erfahren kann, wie der Berufsalltag tatsächlich aussieht.
Ermutigen Sie Ihr Kind frühzeitig!
Praktische Erfahrungen, durch Praktika, Hobbys, Neben- oder Ferienjobs sind Gold wert. Zum einen erhält Ihr Kind Einblicke in verschiedene Berufsfelder, Ihr Kind lernt verschiedene Menschen kennen, deren Werdegänge – und nicht zuletzt sammelt es praktische Erfahrungen, die man keinem Buch, keinem Video entnehmen kann und die vielleicht im Auswahlprozess der Faktor sind, der dazu führt, dass Ihr Kind die Ausbildungsstelle erhält.
Sie möchten mehr wissen?
In dem hilfreichen Buch von Svenja Hofert mit dem ironischen Titel „Dann werd’ doch Arzt - So unterstützen Sie Ihr Kind wirklich bei der Berufswahl“ zeigt die Autorin auf, wie sich die Arbeitswelt ändert und gibt anschauliche Hinweise, wie Sie Ihr Kind auf dem Weg zur Entscheidungsfindung für die passende Ausbildungsstelle unterstützen können.
Ein interessanter Artikel ist auch im Tagesspiegel erschienen: Berufsorientierung – Einmischen verboten.